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HU für Halbierung der theolo­gi­schen Fakultäten

19. Dezember 2003

An die
Bayerische Rektorenkonferenz
Seitzstr. 5

80539   München                                           19. Dezember 2003
 

Magnifizenzen, sehr geehrte Damen und Herren, 

die Forderung der Rektorenkonferenz nach Halbierung der theologischen Fakultäten an den bayerischen Universitäten wird von der HUMANISTISCHEN UNION in Bayern voll unterstützt und zwar aus zwei Gründen:

1. Wenn die Kürzung der Mittel für Forschung und Lehre nicht vermieden werden kann, müssen die Universitäten ökonomisch planen. Dabei sind die Personalmittel der wesentliche Bestandteil einer effizienten Förderung und Unterstützung der akademischen Ausbildung, vor allem in den Anfangssemestern. Die große Abbrecherzahl in einigen Fakultäten ist sicher auch ein Ergebnis mangelnder Betreuung, die in der gegenwärtigen Lage von den Universitäten nicht verbessert werden kann. Deshalb ist es unsinnig, wenn der Staat Professuren finanziert, die im Jahr nur eine Diplomarbeit betreuen, wenn die Kollegen von anderen Fakultäten mit den hundertfachen Anforderungen fertig werden müssen und dann auch noch Mittel abgeben sollen. Möglicherweise ist die Theologie auf dem Wege, ein Orchideenfach zu werden, das aber für seine Sonderbehandlung im Rahmen der gesamten Universität keine vernünftige Begründung anbieten kann.

2. Der prinzipielle Grund für den Erfolg, den sich die theologischen Lehrstühle von ihrem Protest versprechen, ist natürlich die ungerechtfertigte Sonderstellung, die ihnen die Staatsvertragsbindung zusichert. Sie ist in anderen, in weiten Regionen durchaus noch mehr als Deutschland vom Katholizismus geprägten europäischen Staaten völlig undenkbar. Für dieses Kalkül spricht wohl auch, wenn die theologischen Kollegen ihre Position nicht im Universitätsverband zu vertreten suchen, sondern sofort beim Ministerium vorstellig werden. Innerhalb der EU kann die Zukunft nur in einer allgemein akzeptierten Religionsfreiheit liegen, bei der die verschiedenen Denominationen unter dem Schutz einer verfassungsmäßig garantierten Freiheit der Religionsausübung stehen, dabei aber alle gleich behandelt werden.    

Die Haltung der HUMANISTISCHEN UNION besagt daher, dass eine Korrektur der in Deutschland tradierten christlichen Privilegien auf Dauer unvermeidlich ist. Der anstehende Streit um die Art, wie die Universitäten den aufgezwungenen Sparforderungen gerecht werden sollen, müsste als ein gegebener Anlass zu diesen Überlegungen dienen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
HUMANISTISCHE UNION LV Bayern
 
Prof. Dr. Wilhelm Hering, Mitglied des Landesvorstands

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