Festakt zur Preisverleihung an Hannes Fischer
Für sein Engagement in der Friedensbewegung ist dem Münchner Hannes Fischer der Preis „Aufrechter Gang“ verliehen worden. Bei einer Feier im Akademischen Gesangsverein an der Ledererstraße würdigte der Münchner Ortsverband der „Humanistischen Union“ damit den Kampf des 36jährigen gegen Atomraketen. Mit dem Preis werden seit 1988 Menschen ausgezeichnet, die sich in Bayern für Bürgerrechte und Demokratie einsetzen. Das kleine Bildwerk stellt einen Menschen mit dem Grundgesetz unter dem Arm dar, assoziiert jedoch durch die grüne Farbe und etliche Stacheln auch einen Kaktus.
Fischer hat sich an etwa 100 gewaltfreien Sitzblockaden beteiligt (unter anderem in Mutlangen) und auch öffentlich zu Blockaden aufgefordert. Etwa 50mal wurde er festgenommen und wegen „verwerflicher Nötigung und Gewalt“ zweimal zu Geldstrafen verurteilt. Eine der Geldstrafen hat er von April bis Juni 1989 im Gefängnis Stadelheim abgesessen. Auch zurzeit sind mehrere Verfahren gegen ihn anhängig.
Sich selbst bezeichnet er als „Friedensarbeiter“. Vor acht Jahren gab er seinen Beruf als Computerprogrammierer auf und schloß sich der Kampagne „ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung“ an. In seiner Laudatio bescheinigte ihm deshalb der Grünen-Landtagsabgeordnete Hartmut Bäumer vor mehr als 100 Zuhörern „menschlicher Würde den Vorzug vor saturierter Zufriedenheit gegeben“ zu haben.
In seiner Dankesrede ging Fischer auf das Ende des Ost-West-Konflikts ein. Ebenso wie Bäumer stellte er fest, daß die Friedensbewegung zwar ein Teilziel erreicht habe; in den Köpfen der Regierenden habe sich das Prinzip der Gewaltfreiheit trotzdem noch nicht durchgesetzt. Deshalb will der Preisträger auch in Zukunft die Menschen zu antimilitärischen Äußerungen ermutigen und den Wandel der Waffen-Industrie zur Produktion ziviler Güter beschleunigen helfen.
Berthold Nett, SZ vom 11. 10. 90
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